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12.09.2023

Neue Gemeinschaftsunterkunft in Weikersheim fertig gestellt

Das Landratsamt Main-Tauber-Kreis hat die neue Gemeinschaftsunterkunft in einer Wohncontainer-Anlage auf dem Gelände des Straßenmeisterei-Stützpunktes Weikersheim fertig gestellt. Auf insgesamt 735 Quadratmetern Nutzfläche können ab sofort bis zu 66 geflüchtete Menschen untergebracht werden. Landrat Christoph Schauder besichtigte die Anlage jetzt gemeinsam mit Bürgermeister Nick Schuppert, Sozialdezernentin Elisabeth Krug, Finanzdezernent Torsten Hauck sowie den zuständigen Amtsleitern Mathias Gruhl (Soziale Sicherung, Teilhabe und Integration) und Joachim Aragón (Immobilienmanagement).

Landrat Schauder verwies dabei auf den weiterhin dynamischen Zugang von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine, vor allem aber von Asylantragstellern aus anderen Ländern. Wurden im vergangenen Jahr im Zeitraum von Januar bis August 2022 insgesamt 12.526 Asylsuchende in Baden-Württemberg registriert, stieg deren Zahl in diesem Jahr für den gleichen Zeitraum von Januar bis August 2023 auf 21.010 Asylsuchende. Dies entspricht einem Anstieg um zwei Drittel bzw. 67 Prozent. Die Zugänge von Asylsuchenden haben selbst für den stets zugangsstarken Spätsommer ein sehr hohes Niveau erreicht und steigen weiterhin an. In den vergangenen drei Wochen kamen durchschnittlich jeweils 960 Personen je Woche in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes an. Allein im August waren es 3941 Personen ohne den Personenkreis der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Entsprechend steigen auch die Zuweisungszahlen für die Stadt- und Landkreise nach wie vor signifikant.

Dem Landkreis sind im Zeitraum Januar bis August 2022 insgesamt 339 Personen inklusive Ukraine zugewiesen worden, wogegen die Zuweisungen im laufenden Jahr von Januar bis August insgesamt bereits 526 Personen betragen haben; dies entspricht einem Plus von mehr als 55 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

„Aus diesen Zahlen wird zum einen deutlich, dass wir die Platzkapazitäten dringend weiter ausbauen müssen. Dabei setzen wir weiterhin auf eine gute, vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit mit den kreisangehörigen Städten und Gemeinden“, erklärte Landrat Schauder. „Vor allem bin ich sehr froh, dass wir nun wieder einen Standort in Weikersheim haben, nachdem hier bereits im Zuge der damals hohen Flüchtlingszugänge in den Jahren 2015 bis 2017 zwei Containeranlagen in der Nähe des Bahnhofs aufgestellt waren.“

Gleichwohl machte der Landrat einmal mehr deutlich, dass die europäische und deutsche Asylpolitik dringend reformiert werden müsse, so dass Menschen ohne Bleibeperspektive zügig zurückgeführt und die Menschen mit Bleibeperspektive gleichmäßiger auf die EU-Staaten verteilt werden. Es werde immer schwieriger, neue Unterkünfte zu schaffen. „Wenn EU und Bund nicht nachsteuern, können wir an den Punkt gelangen, an dem Notunterkünfte beispielsweise in Sporthallen auch im Main-Tauber-Kreis nicht mehr vermieden werden können. Wir sind nur noch einen halben Schritt vor der Lage“, machte der Landrat deutlich. „Ich erwarte, dass die Themen angegangen und nicht negiert werden. Die Menschen fordern Lösungen, insbesondere von der Bundesregierung.“

Da bereits jetzt in den Kommunen aktuell keine weiteren geeigneten Bestandsgebäude zur Verfügung stehen, wurde nach Standorten für Containeranlagen gesucht. Auf dem Gelände des Straßenmeisterei-Stützpunktes Weikersheim, welches im Besitz des Landes ist, wurden geeignete Flächen gefunden. Nach Abwägung der verschiedenen Stellmöglichkeiten wurde die Fläche direkt an der Straße gewählt und vorbereitet. Die Containeranlage ist als temporäre Unterbringung für einen Zeitraum von 24 Monaten vorgesehen. Mit der neuen Gemeinschaftsunterkunft in Weikersheim und der kürzlich fertig gestellten Unterkunft „Zwischen den Bächen“ in Bad Mergentheim werden im Main-Tauber-Kreis in der vorläufigen Unterbringung des Kreises rund 1000 Plätze in 14 Unterkünften zur Verfügung stehen.

Bürgermeister Nick Schuppert würdigte das große Einvernehmen, mit dem der Gemeinderat der Stadt Weikersheim das Projekt unterstützt hat. Das städtische Bauamt habe die technischen Arbeiten begleitet, beispielsweise den Anschluss an die Kanalisation. „Wir bekennen uns dazu, dass auch die kleineren Kommunen im Landkreis an der Flüchtlingsunterbringung mitwirken müssen und nicht nur die großen“, sagte Schuppert. Auch bei der Kommunalen Anschlussunterbringung sei die Stadt gut aufgestellt, ein ehrenamtlicher Helferkreis bringe sich engagiert ein. „Hinsichtlich der neuen Gemeinschaftsunterkunft pflegen wir den Austausch mit der Nachbarschaft und hoffen auf eine hohe Akzeptanz. Ebenso wünschen wir uns, dass die Menschen sich gut verhalten, die zu uns kommen“, erklärte der Bürgermeister. Er dankte den beteiligten Stellen im Landratsamt für die gute Zusammenarbeit.

Von den 20 Zimmern in der neuen Gemeinschaftsunterkunft Weikersheim verfügen vier über eine Zwischentüre zu einem nebenan liegenden Zimmer, beispielsweise für die Unterbringung von größeren Familien. Alle Zimmer sind jeweils mit Betten, Spinden sowie einem Tisch und Stühlen ausgestattet. Die Sanitärräume einschließlich Küche sowie Duschen und Toiletten sind durch eine Brandschutztüre von den Schlafräumen getrennt. Ein Container ist als Büroraum für Sozialarbeiter und Hausmeister vorgesehen. Funkvernetzte Rauchmelder sind in allen Räumen vorhanden. Vorteilhaft ist die stadtnahe Lage, so dass Schulen und Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen und ÖPNV gut erreichbar sind.

Die Containeranlage wurde zunächst für zwei Jahre gemietet. Landrat Christoph Schauder dankte der Stadt Weikersheim, allen beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landratsamtes, darunter dem Bauleiter Markus Teller vom Amt für Immobilienmanagement, sowie den beteiligten Firmen. Über die Mietkosten der Containeranlage hinaus wurden rund 290.000 Euro in das Herrichten der Stellfläche sowie die Bereitstellung der Strom- und Wasserversorgung investiert.

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