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08.11.2024

Selbstlos und beherzt: Mutige Menschen wurden mit dem Zivilcouragepreis geehrt

Der Förderverein Aktionskreis Sucht- und Gewaltprävention, Sicherheit und Gesundheitsförderung im Main-Tauber-Kreis e.V. (Förderverein AkS) hat am Dienstag, 5. November, im Landratsamt in Tauberbischofsheim den Zivilcouragepreis für den Main-Tauber-Kreis verliehen. Gewürdigt wurden insgesamt 18 Menschen, die in verschiedenen Situationen in herausragender Weise ihre Zivilcourage bewiesen haben. In diesem Jahr wurden die Preise von der Sparkasse Tauberfranken zur Verfügung gestellt.

Landrat Christoph Schauder freute sich, dass auch in diesem Jahr Personen geehrt wurden, die durch ihr mutiges und beherztes Eingreifen in brenzligen Situationen anderen Menschen das Leben gerettet oder sie vor Schaden bewahrt haben. Dabei sei selbstloses Handeln alles andere als selbstverständlich. Vielmehr werde in der Gesellschaft viel zu häufig weggeschaut, auch wenn die Hilfe sogar gesetzlich vorgeschrieben ist. Deshalb sei das Eintreten für die Gemeinschaft noch nie so wertvoll und wichtig gewesen. Gleichwohl müsse sich niemand selbst in Gefahr bringen. „Oftmals reichen kleine Dinge oder einfach nur ein offenes Ohr aus“, sagte er. Er dankte allen Preisträgerinnen und Preisträgern, da sie „maßgeblich Verantwortung übernommen“ hätten.

Landrat Schauder wies zudem darauf hin, dass es bei der Preisverleihung nicht etwa darum gehe, den spektakulärsten Fall in den Mittelpunkt zu rücken. „Vielmehr möchten wir die spontane Hilfsbereitschaft und die Mitmenschlichkeit der Handelnden hervorheben, die mit ihrem beherzten Eingreifen Leid verhindert haben.“ Zivilcourage beweise, wer in Aktion tritt, um anderen Menschen in einer gefährlichen Situation zur Seite zu stehen.

Die Preise übergaben im Wechsel Landrat Schauder als Vorsitzender des Fördervereins AkS, Polizeivizepräsident Markus Geistler als stellvertretender Vorsitzender sowie die weiteren Vorstandsmitglieder, Sozialdezernentin Elisabeth Krug vom Landratsamt Main-Tauber-Kreis und Bürgermeister Joachim Döffinger (Assamstadt).

Die Feier wurde von dem Klarinettenquartett des Landespolizeiorchesters Baden-Württemberg unter der Leitung von Arata Kojima musikalisch umrahmt.

Folgende Personen wurden geehrt:

Fall 1: Besonders schwerer Fall des Betrugs (gewerbsmäßig), Vollendung und Versuch, Arbeitsweise „Gewinnversprechen“

Preisträger: Frau Lisa Engert und Herr Martin Wagner, Werbach-Niklashausen

Sachverhalt: Zwischen dem 11. und dem 13. September 2023 wurde ein älterer Herr mehrmals Opfer eines Betruges. Ihm wurde telefonisch mitgeteilt, dass er bei einem Gewinnspiel 93.000 Euro gewonnen habe. Damit dieser ausbezahlt werden kann, müsse er jedoch im Vorfeld „Wunschgutscheine“ kaufen und die Aktivierungscodes dem männlichen Anrufer telefonisch mitteilen. Der ältere Herr glaubte tatsächlich, dass er einen größeren Geldbetrag gewonnen hatte. Er kaufte im Anschluss in verschiedenen Geschäften Wunschgutscheine im Gesamtwert von 4500 Euro und teilte dem Betrüger, wie vereinbart, die Aktivierungscodes telefonisch mit.

Einmal angebissen, ließen die Betrüger von dem Opfer nicht ab. Am 22. September 2023 erhielt der 83-jährige Mann einen weiteren Anruf von vermutlich derselben Person. Obwohl der ältere Herr schon beim ersten Betrugsfall eine Anzeige bei der Polizei erstattet hatte, konnte der Anrufer ihn wieder überzeugen, dass er doch bei einem Gewinnspiel 93.000 Euro gewonnen habe. Für die Auszahlung müsse er jedoch nochmals Wunschgutscheine kaufen und die Aktivierungscodes über sein Smartphone mitteilen. Auch in diesem Fall kaufte der ältere Mann Wunschgutscheine in Höhe von 1500 Euro. Die Aktivierungscodes wurden dem Täter wie vereinbart am Telefon mitgeteilt.

In einem weiteren Telefonat wurde der geschädigte ältere Herr ein weiteres Mal verbal unter Druck gesetzt, dass er doch endlich weitere Wunschgutscheine kaufen solle, da ansonsten der Gewinn nicht ausgelöst werden kann. In diesem Telefonat wurde vereinbart, dass die Aktivierungscodes direkt am Parkplatz des Drogeriemarktes DM in Tauberbischofsheim übergeben werden sollen.

Der ältere Herr begab sich daher am Samstag, 23. September, zum Drogeriemarkt. Als er gerade mit dem Betrüger über den Lautsprecher seines Smartphones telefonierte und Anweisungen erhielt, wurden die Preisträger Lisa Engert und Martin Wagner auf das Telefonat aufmerksam. Die Preisträger hatten schnell die Vermutung, dass es sich bei dem Anrufer um einen Betrüger handelt. Nachdem sie sich kurz abgesprochen hatten, wie sie weiter vorgehen, nahm Lisa Engert zunächst das Smartphone des älteren Herrn, stellte dieses stumm und fragte nach, ob ihm ein Gewinn versprochen worden sei. Nachdem der ältere Herr dies bejaht hatte und um Hilfe bat, verständigte Lisa Engert umgehend über den Notruf die Polizei.

Die Preisträger dachten sogar noch einen Schritt weiter und zeichneten das Telefonat zwischen dem Betrüger und dem Geschädigten auf. Da die Übergabe auf dem dort befindlichen Parkplatz stattfinden sollte, gingen Lisa Engert und Martin Wagner kurz entschlossen zum Parkplatz und schauten sich gezielt nach Fahrzeugen um, die nicht zum hiesigen Bereich gehörten. Die Preisträger kümmerten sich noch bis zum Eintreffen der Polizei um den älteren Herrn, da dieser sehr aufgewühlt war. Die Betrüger konnten leider nicht festgenommen werden. Es stellte sich im Nachhinein sogar heraus, dass der ältere Herr gar nicht an einem Gewinnspiel teilgenommen hat.

Lisa Engert und Martin Wagner verhinderten durch ihr couragiertes Eingreifen nicht nur einen weiteren Schaden für den älteren Herrn, sondern unterstützten auch noch die Polizei bei der Fahndung nach dem Täter. Was besonders erwähnenswert ist, ist auch die Menschlichkeit, die sie gezeigt haben, indem sie sich noch um den älteren Herrn gekümmert haben.

Fall 2: Versuchter Suizid

Preisträger:

Herr Umberto Eroe, Tauberbischofsheim
Herr Paul Tiedtke, Tauberbischofsheim
Herr Stefan Heidrich, Lauda-Königshofen

Sachverhalt: Nach seinem Arbeitstag auf dem Nachhauseweg am Freitag, 7. Juli 2023, kurz nach 15 Uhr bemerkte der Preisträger Umberto Eroe auf einer Fußgängerbrücke über die Tauber einen älteren Mann, der sich seltsam verhielt. Der Mann stand am Rande der Brücke und richtete mehrfach seinen Blick nach unten zu dem durchfließenden Gewässer. Bei genauerem Hinschauen stellte Umberto Eroe fest, dass auf dem Geländer ein Geldbeutel lag und darunter ein Zettel. Dies machte Umberto Eroe stutzig. Er entschied sich, den Mann anzusprechen und zu fragen, ob alles in Ordnung sei.

In diesem Augenblick versuchte der Mann, über das Brückengeländer zu steigen und in die Tauber zu springen. Der Preisträger Umberto Eroe versuchte noch beruhigend auf den Mann einzuwirken, was jedoch nicht gelang. Umberto Eroe hielt daraufhin den Mann mit aller Kraft fest, so dass dieser nicht in die Tauber springen konnte. Den Vorfall auf der Brücke bemerkten auch die Preisträger Paul Tiedkte und Stefan Heidrich. Ohne groß nachzudenken rannten beide zu den beiden Männern und griffen beherzt ein. Zu dritt hielten sie den älteren Herrn fest, so dass dieser nicht in die Tauber springen konnte. Ebenso redeten sie auf den älteren Herrn ein und versuchten diesen zu beruhigen. Paul Tiedkte verständigte über den Notruf die Polizei, die wenige Minuten später eintraf.

Der Preisträger Stefan Heidrich gab in seiner Sachverhaltsschilderung auch an, dass er völlig erstaunt war, wie schnell die eingesetzten Polizeibeamten auf den Mann beruhigend einwirk-ten, so dass dieser ganz ruhig wurde. Wie es sich später herausstellte, befand sich unter dem Geldbeutel ein Abschiedsbrief. Nur durch das gemeinsame beherzte Eingreifen der Preisträger konnte der Mann daran gehindert werden, sich das Leben zu nehmen.

Fall 3: Reanimation eines dreijährigen Kindes im Freibad

Preisträger: Eheleute Frau Monika und Herr Stephan Funke, Wertheim

Sachverhalt: Die beiden Preisträger sind Bademeister im Freibad der Bädergesellschaft in Wertheim. Am Montag, 14. August 2023, hatte die Preisträgerin Monika Funke Dienst. Sie befand sich mit ihrem Ehemann, der im Normalfall auch Rettungsschwimmer und Bademeister ist, in unmittelbarer Nähe des Nichtschwimmerbeckens. Ihr Mann Stephan Funke hatte im Frühjahr mehrere Schlaganfälle und war zu diesem Zeitpunkt noch krank.

Das Freibad war an diesem Tag gut besucht, da es ein schöner Sommertag war. Um circa 15.30 Uhr bemerkte Monika Funke ein Kind in Bauchlage im Nichtschwimmerbecken am Leuchtturm. Eine Frau, die sich ebenfalls im Schwimmbecken befand, bemerkte dies auch und hob den Jungen an. Monika Funke, die sich auf der gegenüberliegenden Beckenseite befand, sprang sofort ins Wasser und schwamm circa 20 Meter zu dem Kind. Ihr Mann, der die Situation auch erfasst hatte, ging so schnell er konnte zu dem Kind. Er musste um das Schwimmbecken herumlaufen.

Das Kind wurde noch im Becken von Monika Funke übernommen und gemeinsam mit ihrem Mann aus dem Becken gezogen. Monika Funke bemerkte sofort, dass das Kind leblos war. Noch beim Rausziehen des Kindes aus dem Schwimmbecken sagte Monika Funke zu einem Badegast, dass er sofort über den Notruf den Rettungsdienst verständigen soll.

Das dreijährige Kind wurde sofort von den Eheleuten Funke versucht wiederzubeleben. Monika Funke nahm die Herzmassage vor und Herr Funke die Mund-zu-Mund-Beatmung. Kurze Zeit später fing das Kind an, eigenständig zu atmen. Das Kind musste sich sofort übergeben. Es kamen Essensreste und Wasser aus dem Magen. Kaum befand sich das Kind in der stabilen Seitenlage, setzten die Atmung und der Herzschlag wieder aus. Beide Preisträger haben dann sofort wieder das Kind beatmet und reanimiert. Nach circa zwei Minuten setzten die Atmung und der Herzschlag des Kindes wieder ein. Das Kind fing dann an zu weinen. Die Eheleute Funke versuchten, das Kind zu beruhigen. Die Preisträger hatten zu diesem Zeitpunkt große Angst, dass die Atmung und der Herzschlag nochmals aussetzen könnten.

Nachdem der Rettungsdienst erschienen war, setzten nochmals die Atmung und der Herzschlag des Kindes aus, so dass die Rettungskräfte vor Ort das Kind nochmals beatmen und reanimieren mussten. Nur durch das beherzte Eingreifen der Preisträger konnte das junge Leben des kleinen Buben gerettet werden.

Fall 4: Rettung aus hilfloser Lage

Preisträger:

Herr Finn König (zur Ereigniszeit 15 Jahre), Boxberg
Frau Naomi Sohns (zur Ereigniszeit 17 Jahre), Boxberg
Herr Jonathan Brennan (zur Ereigniszeit 17 Jahre), Boxberg
Herr Tilo Reichert (zur Ereigniszeit 14 Jahre), Boxberg

Sachverhalt: Die Preisträger trafen sich am 17. Mai 2023 mit einem weiteren Freund an einer Gartenhütte der Eltern von Finn König. Die Gartenhütte ist nicht weit entfernt von der Umpfer. Der Bach fließt zwischen Boxberg und Wölchingen. Als es kurz nach Mitternacht war, musste der Preisträger Tilo Reichert nach Hause gehen. Er entschloss sich, den Heimweg über einen Feldweg anzutreten. Dieser Weg wird um diese Zeit im Normalfall von keinem mehr genutzt. Als er unterwegs war, hörte er auf einmal Hilfeschreie. Tilo Reichert ging sofort in die Richtung, in der er die Person vermutete, die um Hilfe schrie.

Direkt am Bach sah er eine Frau, die auf einer Treppe in Rückenlage lag. Die Treppe führt direkt in den Bach. Der Kopf der hilflosen Frau befand sich schon an den unteren Stufen direkt neben dem fließenden Bach, die Haare waren schon im Wasser. Die Beine befanden sich im oberen Bereich der Stufen. Der junge Mann erfasste sofort die Situation und stellte fest, dass sich die Frau nach einem Sturz in einer hilflosen Lage befand. Der Preisträger Tilo Reichert rannte daraufhin zu seinen Freunden und klärte sie über den Sachverhalt auf.

Die Preisträger rannten sofort zu der Frau. Jonathan Brennan hob den Kopf der Frau an, damit die Frau nicht ertrank. Zunächst versuchten sie gemeinsam, die Frau nach oben zu schieben. Da die Frau jedoch sehr schwer war, gelang dies anfangs nicht. Sie wurde daher mit vereinten Kräften in die stabile Seitenlage gelegt. Die Frau redete die ganze Zeit und machte einen verwirrten Eindruck. Während der Bergung musste sich die alkoholisierte Frau übergeben.

Da die Jugendlichen es nicht schafften, die Frau weiter von dem Bach wegzuziehen, rannte Finn König zu seinem Elternhaus und verständigte seinen Vater. Mit Hilfe des Vaters gelang es den Jugendlichen, die Frau nach oben zu ziehen. Zu dieser Zeit setzten sie auch den Notruf ab, damit ein Rettungswagen kommt. Erst gemeinsam mit den Rettungskräften gelang es den Jugendlichen, die Frau zu bergen. Sie wurde mit Hilfe der Preisträger in den Rettungswagen verbracht. Nur durch das gemeinsame beherzte Eingreifen der Jugendlichen konnte die Frau aus ihrer hilflosen Lage und aus der großen Gefahr des Ertrinkens gerettet werden.

Fall 5: Reanimation am Fußballplatz

Preisträger: Herr Ralf Erhard Kuhn, Lauda-Königshofen

Sachverhalt: Am 26. Februar 2023 war der erste Spieltag in der Landesliga Odenwald nach der Winterpause. An diesem Tag befand sich auch der Preisträger Ralf Erhard Kuhn auf dem Sportplatz des FV Lauda. Ralf Erhard Kuhn arbeitet ehrenamtlich bei den Heimspielen des FV Lauda an der Grillstation. Noch vor dem Anpfiff des Fußballspiels kam ein Zuschauer auf ihn zu und fragte nach einer Decke, da ein älterer Herr einen Kreislauf-Kollaps bekommen hatte.

Ralf Erhard Kuhn entschloss sich, sofort nach draußen zu gehen, um erst einmal zu schauen, was überhaupt passiert ist. Draußen fand er vor sich einen bewusstlosen Mann liegen, der im Gesicht bereits blau angelaufen war. Zu diesem Zeitpunkt wurde schon von einem anderen Zuschauer der Notruf abgesetzt. Ralf Erhard Kuhn stellte bei dem 82-jährigen Mann schnell fest, dass dessen Herz aufgehört hatte zu schlagen. Der Preisträger öffnete daher die Jacke, schob das T-Shirt nach oben und begann sofort mit der Herzdruckmassage nach der Regel „30 Mal drücken, zweimal beatmen“.

Diese lebensrettenden Maßnahmen waren von Erfolg gekrönt, als der ältere Mann nach der dritten Serie plötzlich tief Luft holte, dann wieder regungslos liegenblieb, aber offenbar eigenständig wieder atmete. Vorsorglich wurden von Ralf Erhard Kuhn die Wiederbelebungsmaßnahmen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes weitergeführt.

Das Leben des 82-jährigen Mannes wurde dank des mutigen und schnellen Handelns von Ralf Erhard Kuhn gerettet. Zu erwähnen ist auch, dass der Preisträger alle zwei Jahre seine Erkenntnisse bei einem Erste-Hilfe-Kurs über die Berufsgenossenschaft auffrischt. Ralf Erhard Kuhn wurde für sein Handeln auch vom FV Lauda geehrt.

Fall 6: Verkehrsunfall mit Reanimation

Preisträger: Herr Heinz Wagner, Ahorn-Eubigheim

Sachverhalt: Der Preisträger Heinz Wagner war am 24. April 2023 um 11.45 Uhr mit seinem Auto unterwegs. In Eubigheim fiel ihm an der Bushaltestelle „Schlosstraße“ ein Auto auf. Zuerst dachte er, dass dort ein Auto eigenartig in der Bushaltestelle geparkt hatte. Bei einem nochmaligen Hinsehen stellte er fest, dass das Auto auf das dort befindliche Trafohaus gefahren war. Schnell entschloss er sich, der Sache nachzugehen. Heinz Wagner ist der Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Eubigheim.

Heinz Wagner stellte fest, dass im Unfallauto ein junger Mann saß, der auf Ansprache kaum reagierte. Der Blick des jungen Mannes war starr und die Atmung schwer mit langen Aussetzern. Da sich der Gesundheitszustand weiter verschlechterte, entschloss sich der Preisträger, zunächst den jungen Mann aus dem Auto zu bergen und ihn in die stabile Seitenlage zu legen. Zu diesem Zeitpunkt erschien an der Unfallstelle eine Angestellte der dort ansässigen Volksbank. Die Frau teilte Heinz Wagner mit, dass sie bereits den Notruf abgesetzt hatte.

Da sich der Gesundheitszustand weiter verschlechterte, entschied sich Heinz Wagner für eine Herzdruckmassage mit Beatmung. Zwischenzeitlich erschien am Unfallort auch der dort ansässige Arzt, Stefan Gabel. Nach einer kurzen Absprache mit dem Arzt wurden die Wiederbelebungsmaßnahmen von beiden vorgenommen. Der anwesende Arzt übernahm die Atmung, Heinz Wagner die Herzdruckmassage. Ebenso wurde ein von der Volksbank zur Verfügung gestellter Defibrillator eingesetzt. Durch die lebensrettenden Maßnahmen konnte der 29-jährige Mann, der einen Herzinfarkt erlitten hatte, gerettet werden. Auch hier ist das beherzte und schnelle Handeln entscheidend gewesen.

Fall 7: Rettung aus brennendem Auto

Preisträger:

Frau Stabsunteroffizier Lisa Metz, Weikersheim
Herr Oberfeldwebel Lukas Feldbusch, Chemnitz
Herr Cristian Matteo Cavaliere, Igersheim
Herr Sami Gabr-Rayan, Bad Mergentheim

Sachverhalt: Es regnete in Strömen am Dienstagnachmittag, 2. Januar 2024. Gegen 14.30 Uhr prallten mehrere Fahrzeuge auf der Taubertalstraße in Höhe des Lagerhauses Markelsheim zusammen. Eines der vier Unfallfahrzeuge fing direkt nach dem Zusammenstoß an zu brennen. Die Preisträger waren, wie andere Verkehrsteilnehmer auch, zum Zeitpunkt des Unfalles mit dem Auto unterwegs. Viele Autofahrer wollten nur zu ihrem Ziel kommen und versuchten noch, ihr Fahrzeug zu wenden, um wegzufahren. Nicht jedoch die Preisträger – sie hielten an und rannten sofort zu dem brennenden Auto.

Dort angekommen, versuchte zunächst der Preisträger Oberfeldwebel Lukas Feldbusch, die Fahrertüre bzw. Beifahrertüre zu öffnen, um den bewusstlosen Mann zu bergen. Weitere Personen im Auto konnte er nicht feststellen. An der Unfallstelle war alles hektisch und anfangs auch unkoordiniert. Oberfeldwebel Lukas Feldbusch konnte die Fahrertüre nur einen Spalt öffnen. Er wusste, dass eine Bergung des bewusstlosen Fahrers auf diesem Weg nicht möglich war.

Daraufhin entschlossen sich die Preisträger, Oberfeldwebel Lukas Feldbusch, Stabsunteroffizier Lisa Metz und Cristian Matteo Cavaliere, die bewusstlose Person über den Kofferraum zu bergen. Da es im Fahrzeuginnenraum schon angefangen hatte zu brennen, wurde von Oberfeldwebel Lukas Feldbusch eine Jacke über den Kopf des bewusstlosen Mannes gelegt. Zu diesem Zeitpunkt traf an dem brennenden Auto auch der Preisträger Sami Gabr-Rayan ein. Gabr-Rayan ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Bad Mergentheim und war, wie die anderen Preisträger auch, nur zufällig am Unfallort. Er erfasste ebenfalls sofort die Situation und versuchte noch, die bewusstlose Person soweit wie möglich im Auto zu stabilisieren. Es ging ihm hauptsächlich darum, dass der Mann im Auto noch atmen konnte. Dies gelang ihm über die Fahrertüre.

Zu diesem Zeitpunkt konnten die anderen drei Ersthelfer über den Kofferraum in das Auto gelangen. Um den Fahrer über den Kofferraum zu bergen, mussten sie zunächst mit vereinten Kräften die Rücksitzlehne nach hinten abbrechen, nur so war es möglich, zu dem bewusstlosen Herrn zu gelangen. Sami Gabr-Rayan bereitete zu diesem Zeitpunkt schon die Bergung des Mannes vor. Zunächst hatte er die Rückenlehne in eine hintere Position gebracht und das Armaturenbrett abgebrochen, damit eine Bergung nach hinten über den Kofferraum möglich war.

Aufgrund der starken Rauchentwicklung im Fahrzeuginnenraum versuchten die Preisträger, flach zu atmen, was natürlich bei der enormen Kraftanstrengung fast nicht möglich war. Es waren auch weitere Personen am Auto waren und versuchten, von dort aus Hilfe zu leisten. Teilweise musste der Preisträger Sami Gabr-Rayan diese Personen aufgrund der Gefahrenlage wegschicken. Zu viert gelang es den Preisträgern gerade noch rechtzeitig, den Mann gemeinsam über den Kofferraum zu bergen.

Nur durch den couragierten Einsatz der Preisträger wurde ein bewusstloser Mann schnell aus dem brennenden Auto geborgen, so dass dieser dem Feuertod entkam. Der lebensgefährlich verletzte Mann wurde nach der Erstversorgung durch die zwischenzeitlich eingetroffenen Rettungskräfte mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen. Der ältere Herr war leider so schwer verletzt, dass er am 11. Januar verstarb. Bei dem Verkehrsunfall wurden auch weitere Unfallbeteiligte mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert. Die Preisträger Cristian Matteo Cavaliere und Oberfeldwebel Lukas Feldbusch erlitten eine Rauchgasvergiftung und mussten stationär im Krankenhaus behandelt werden.

Fall 8: Vorläufige Festnahme eines Einbrechers

Preisträger: Herr Mladen Tomic, Tauberbischofsheim

Sachverhalt: Der Preisträger Mladen Tomic ging am Dienstag, 26. September 2023, seiner Arbeit in Bad Mergentheim in der Straße „Beim Braunstall“ nach. Es war schon nach 16 Uhr, als ihm zwei männliche Personen aufgefallen waren. Beide schoben blaue Motorräder und kamen aus dem Areal der Kartbahn „Burgpark Ring Kart GmbH“. Die Kartbahn war zu diesem Zeitpunkt nicht geöffnet. Dass die zwei jungen Männer mit Motorrädern aus dem dortigen Gelände kamen und rannten, erschien ihm merkwürdig. Daher entschloss sich Herr Tomic, zunächst ein Bild von den zwei Männern zu machen.

Im gleichen Moment traf der Eigentümer der Kartbahn, Martin Wisbeck, mit seinem Auto ein und sagte zu dem Preisträger, dass gerade eben bei ihm eingebrochen wurde. Er zeigte hierbei auf die flüchtenden jungen Männer. Martin Wisbeck wendete daraufhin sein Auto und nahm die Verfolgung auf.

Mladen Tomic kam der Gedanke, dass die zwei Männer ja schon bereit waren, einen Einbruch zu machen, jetzt könnte bei der Verfolgung Martin Wisbeck verletzt werden. In diesem Moment entschied er sich, zunächst mit seinem Auto hinterherzufahren. Auf einem Schotterweg fand er zunächst die zwei gestohlenen Motorräder. Ein Dieb wurde bereits von Martin Wisbeck festgehalten. Dieser konnte sich jedoch bei einem Gerangel befreien und rannte davon.

Mladen Tomic entschloss sich sofort, hinterher zu rennen. Es ging quasi über „Stock und Stein“. Kurz bevor sich Mladen Tomic den Einbrecher schnappen konnte, sprang dieser sogar von einer Mauer, die circa zwei Meter hoch war. Mladen Tomic rannte außen rum und konnte den Einbrecher auf dem Areal eines Waschparkes stellen. Mladen Tomic packte den jungen Mann an der Schulter und drückte ihn zu Boden. Der junge Einbrecher versuchte sich anfangs zu befreien. Er war jedoch von dem konsequenten Einschreiten von Mladen Tomic so überrascht, dass er sich nicht nur ergab, sondern noch Angst bekam und um Hilfe schrie. Kurze Zeit später traf die Polizei ein und übernahm den Einbrecher. Durch das konsequente Handeln des Preisträgers wurde nicht nur der eine Täter festgenommen, sondern die Polizei konnte auch im Anschluss den weiteren Täter mit Hilfe von Mladen Tomic identifizieren und diesen festnehmen.

Hintergrund:

Förderverein AkS

Bereits im Jahr 2011 wurde der Förderverein AkS gegründet. Seine Aufgaben sind:

  1. Unterstützung des Aktionskreises Sucht- und Gewaltprävention, Sicherheit und Gesundheitsförderung im Main-Tauber-Kreis (vormals Aktionskreis Suchtprophylaxe)
  2. Initiierung von gesundheitsfördernden Maßnahmen, insbesondere der Sucht- und Gewaltprävention
  3. Unterstützung und Förderung von Präventionsprojekten von Eltern, Erziehern, Mitarbeitern von Betrieben und Institutionen, Mitarbeitern der Jugendarbeit und sonstigen Multiplikatoren
  4. Verbesserung der Sicherheit der Bürger und Bürgerinnen und damit Erhöhung der Lebensqualität im Main-Tauber-Kreis und seiner Städte und Gemeinden
  5. Auszeichnung und Ehrung von Bürgern, die sich im Zusammenhang mit Zivilcourage verdient gemacht haben (Auszeichnung für Bürgerinnen und Bürger für Zivilcourage) und
  6. Öffentlichkeitsarbeit.

Zivilcouragepreis

  • Für das Jahr 2016 lobte der Förderverein AkS das erste Mal die Verleihung des Zivilcouragepreises an Bürgerinnen und Bürger im Main-Tauber-Kreis für couragiertes Handeln in verschiedenen Lebenssituationen aus. Es wurden damals fünf Preisträger aus vier Fällen geehrt.
  • Für das Jahr 2017 waren drei Preisträgerinnen und Preisträger aus zwei Fällen zu ehren.
  • Für das Jahr 2018 wurde eine große Zahl an Preisträgerinnen und Preisträgern gewürdigt, nämlich 23 Personen aus 12 Fällen.
  • Für die Jahre 2019 und 2020 wurden insgesamt 24 Frauen und Männer gewürdigt, die in 20 verschiedenen Situationen in herausragender Weise ihre Zivilcourage bewiesen haben. Für das Jahr 2019 wurden zwölf Personen aus neun Fällen geehrt, für das Jahr 2020 ebenfalls zwölf Personen, jedoch aus elf Fällen.
  • 2021 musste die Preisverleihung coronabedingt abgesagt werden.
  • Dafür gab es im Jahr 2022 zwei Preisverleihungen: im Frühjahr mit 24 Preisträgerinnen und Preisträgern und im Herbst mit 13 Preisträgerinnen und Preisträgern.
  • 2023 haben insgesamt 12 Preisträgerinnen und Preisträger den Zivilcouragepreis erhalten.
  • 2024 sind es 8 Fälle mit insgesamt 18 Preisträgern aus 9 Gemeinden und Städten des Main-Tauber-Kreises.

Fotogalerie

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