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02.10.2025

Drei Naturschutzgebiete im Tauberland feiern Jubiläum

Drei vom Regierungspräsidium Stuttgart ausgewiesene Naturschutzgebiete im Tauberland werden 50 beziehungsweise 25 Jahre alt: Der Mehlberg bei Lauda-Königshofen-Unterbalbach und der Hunsenberg bei Tauberbischofsheim-Hochhausen wurden vor 50 Jahren und die Ringelstaler-Weinhalde zwischen Edelfingen und Unterbalbach vor 25 Jahren unter Schutz gestellt. Alle drei Gebiete wurden primär wegen ihrer charakteristischen Trockenhänge unter Naturschutz gestellt.

„Die Trockenhänge im Main-Tauber-Kreis sind einzigartig in Baden-Württemberg“, sagt Regierungspräsidentin Susanne Bay. „Das Tauberland zählt zu den sonnenscheinreichsten, trockensten und wärmsten Gegenden des Landes. Südseitige Muschelkalk-Steilhänge, die früher vielerorts als Weinberge genutzt wurden, bieten heute zahlreichen seltenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Damit diese wertvollen Offenland-Lebensräume erhalten bleiben, ist eine regelmäßige Landschaftspflege unverzichtbar.“

Die Naturschutzverwaltung fördert Landschaftspflegearbeiten mit finanziellen Zuschüssen. Organisiert werden die Maßnahmen vom Kommunalen Landschaftspflegeverband Main-Tauber e.V. (KLPV) im Auftrag des Regierungspräsidiums Stuttgart. Wie Landrat Christoph Schauder als Vorsitzender erklärt, leistet der KLPV einen erheblichen Beitrag, um die wertvolle Kulturlandschaft des Main-Tauber-Kreises zu erhalten und damit letztlich auch den Tourismus zu fördern – auch, aber längst nicht nur in den drei Naturschutzgebieten, die jetzt Jubiläum feiern. Er bedanke sich bei allen Beteiligten für ihr fortwährendes Engagement. „Zu nennen sind alle, die die Pflegearbeiten konkret übernehmen, die Geschäftsstelle im Landratsamt unter der Leitung von Geschäftsführer Lorenz Flad, Vorstand und Fachbeirat sowie die Städte und Gemeinden im Landkreis als Mitglieder.“

Dank regelmäßiger Landschaftspflege sind die drei Naturschutzgebiete in einem guten Zustand. Die Schäferei Schneider aus Edelfingen beweidet regelmäßig den Mehlberg, die Ringelstaler-Weinhalde und das benachbarte Naturschutzgebiet Birkenberg. Die Schafe fressen das Gras kurz und beugen so einer Verbuschung vor. Meist organisiert der Landschaftspflegeverband noch zusätzlich eine mechanische Weidenachpflege. Bei Bedarf werden die im Laufe der Zeit zu dicht schließenden Gehölze wieder gerodet oder ausgelichtet. Der nach Südwesten exponierte Steilhang des Hunsenbergs ist besonders trocken und lückig bewachsen, sodass eine Beweidung hier nicht notwendig ist. Nur gelegentlich werden aufkommende Gehölze entfernt.

Warum Landschaftspflege so wichtig ist

Die bloße Unterschutzstellung eines Gebietes reicht nicht aus, um seltene Lebensräume mit ihren spezifischen Pflanzen- und Tierarten langfristig zu erhalten. Das gilt insbesondere auch für die Trockenhänge im Tauberland, die ohne regelmäßige Landschaftspflege – Beweidung, Mahd, Entfernung von Gehölzen – in kurzer Zeit zuwachsen. Die aufkommenden Gehölze würden den licht- und wärmebedürftigen Pflanzen und Tieren wie Federgras oder Libellen-Schmetterlingshaft die Lebensgrundlage entziehen. Im Naturschutzgebiet Ringelstaler-Weinhalde wurden deshalb auch die landschaftsprägenden Schaumkalkbänke des Unteren Muschelkalks von Gehölzen befreit und wieder sichtbar gemacht. Denn diese Felsbänder sind Lebensraum für speziell an extreme Trockenheit angepasste Pflanzen wie dem blauen Lattich.

Entstehung der Trockenhänge

Die Trockenhänge Tauberfrankens sind eng mit der Nutzung durch den Menschen verbunden. In den unteren und mittleren Hanglagen wurde bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts häufig Weinbau betrieben, während die steilsten und trockensten Hangpartien ungenutzte Ödländer waren oder zeitweise beweidet wurden. Diese unterschiedlichen Nutzungen hielten die Steilhänge offen und förderten Pflanzen- und Tierarten trockenwarmer Standorte. Durch den Verbund von Rebflächen, Weiden, Felsbändern, Steinriegeln und Gebüschstreifen konnten sich viele Tier- und Pflanzengemeinschaften entwickeln und behaupten. Doch gerade sie haben in den letzten Jahrzehnten drastische Lebensraumverluste hinnehmen müssen, weil die Flächen entweder nicht mehr genutzt wurden und verbuschten oder aufgeforstet wurden. Um den Verlust dieser wertvollen Lebensräume zu verhindern, hat das Regierungspräsidium Stuttgart im Main-Tauber-Kreis rund zwei Dutzend Trockenhänge als Naturschutzgebiete ausgewiesen.

Hintergrundinformationen:

Naturschutzgebiet Hunsenberg:

  • Fläche 7,7 Hektar; Schutz seit 30. Mai 1975
  • Schutzzweck: Erhaltung eines Trockenhanges mit Vorkommen des seltenen Federgrases
  • Besondere Arten: Grauscheidiges Federgras, Italienische Schönschrecke, Rotes Schneckenhausbienchen

Naturschutzgebiet Mehlberg:

  • Fläche 5,2 Hektar; Schutz seit 26. Februar 1975
  • Schutzzweck: Erhaltung eines auf engstem Raum äußerst artenreichen Trockenhanges
  • Besondere Arten: Hummel-Ragwurz, Bergkronwicken-Widderchen, Bergsingzikade

Naturschutzgebiet Ringelstaler-Weinhalde:

  • Fläche 90,1 Hektar
  • Schutz seit 28. November 2000
  • Schutzzweck: Erhaltung und Pflege eines reich strukturierten Trockenhanges als Lebensraum für eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt
  • Besondere Arten: Spinnen-Ragwurz, Zarter Lein, Libellen-Schmetterlingshaft

Hinweise für Besucherinnen und Besucher:

Wer die Schutzgebiete erkundet, wird mit einem eindrucksvollen Naturerlebnis belohnt. Um die empfindlichen Lebensräume zu erhalten, bittet das Regierungspräsidium um die Beachtung der geltenden Regeln: Besucherinnen und Besucher sollten auf den Wegen bleiben und Hunde an der Leine führen. So kann der Artenreichtum des Gebietes genossen werden, ohne Tiere oder Weideflächen zu stören.

Publikationen:

Das Faltblatt „Naturschutzgebiete Tauberland“ ist über das Regierungspräsidium Stuttgart kostenlos erhältlich. Eine digitale Version des Faltblatts ist auf der Internetseite des Regierungspräsidiums Stuttgart > Abteilung 5 – Umwelt > Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Stuttgart > Falt- und Informationsblätter sowie auf der Internetseite der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg abrufbar.

Fotogalerie:

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