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23.05.2023

Weltweite Nachfrage nach Glasvlies aus Wertheim - OB zu Besuch beim Unternehmen Johns Manville

Johns Manville ist weltweit führender Hersteller von Bau- und Spezialprodukten. In mehr als 125 Jahren Firmengeschichte hat sich der einstige Glasröhren- und -kugelhersteller zu einem internationalen Unternehmen entwickelt, das in der Produktion von Glasvlies Standards setzt. Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez und Wirtschaftsförderer Jürgen Strahlheim besuchten das Unternehmen in Wertheim-Bestenheid.

Geschäftsführerin Inge Schippers und Werksleiter Alexander Ückert stellten den Besuchern die Firmenhistorie sowie die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen vor. Gegründet wurde das Unternehmen 1896 im thüringischen Haselbach von Joseph Schuller und seinem Sohn Hermann. Wie viele thüringische Glasbetriebe siedelte die Familie nach dem zweiten Weltkrieg nach Wertheim um. 1971 wurde das Unternehmen von der Johns Manville Corporation mit Sitz in Denver übernommen und ging 2001 an die Berkshire Hathaway Company. Im gleichen Jahr wurde auch in Wertheim die erste Mikroglasfaser-Vliesanlage (Air Media-Anlage) zur Herstellung von Filtermaterialien errichtet. Das Sortiment umfasst darüber hinaus Isoliersysteme, Gewerbebedachungen sowie technische Produkte. Einen weiteren Produktionsstandort hat das Unternehmen in Steinach.

Mit der neuen Technologie bewegt sich Johns Manville in einem nachhaltig wachsenden Markt. Filtermedien, so erläuterte Inge Schippers, haben durch die Corona-Pandemie einen weiteren Aufschwung erlebt. Das Material werde vor allem bei der Produktion von Luftfiltern für Gebäudezuluftanlagen verwendet. Ein Großteil des Weltmarktes wird von Wertheim aus beliefert.

Um der weltweiten Nachfrage nach Air Media gerecht zu werden, investiert das Unternehmen in Wertheim derzeit rund 20 Millionen Euro in die vierte Air-Media-Anlage zur Herstellung von Filtermaterialien. Diese wird die Produktionskapazität um 36 Prozent erhöhen und 25 neue Arbeitsplätze schaffen.

Auf die Frage des Oberbürgermeisters nach aktuellen Herausforderungen sprach Schippers über die Schwierigkeit, Fachkräfte und Auszubildende zu gewinnen. Das Unternehmen forciert sein Employer Branding, um die eigene Marke zu stärken und sich als moderner und attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Werksleiter Alexander Ückert, selbst gebürtiger Wertheimer, verband damit die Erwartung an die Stadtverwaltung, weiter an der Standortattraktivität zu arbeiten und ein verstärktes Standortmarketing zu betreiben.

Eine weitere Herausforderung für ein energieintensives Unternehmen wie Johns Manville ist die Aufgabe, Alternativen für den Energieträger Gas zur Erzeugung der in der Glasverarbeitung nötigen Prozesswärme zu prüfen. Dazu steht das Unternehmen im engen Austausch mit den Stadtwerken Wertheim, die im Verbund mit der H2 Main-Tauber GmbH Treiber des Wasserstoff-Projekts „Wasserstoffallianz Main-Tauber“ sind. „Wir können uns gut vorstellen, einer der ersten Kunden für grünen Wasserstoff zu sein“, so Schippers und Ückert beim Firmenbesuch. Man habe bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um zu ermitteln, welche Prozessschritte in der Air-Media-Produktion auf Wasserstoff umgestellt werden könnten. Werksleiter Ückert schätzt den Anteil auf etwa 50 Prozent. Das hätte zur Folge, dass in den kommenden Jahren eine parallele Infrastruktur auf dem Werksgelände aufgebaut werden muss, da Wasserstoff eine deutlich geringere Energiedichte hat als Erdgas und dementsprechend andere Anforderungen an die Leitungsinfrastruktur stellt.

Die Gesprächspartner vereinbarten, den Austausch fortzuführen und insbesondere zum Thema Wasserstoff in Kontakt zu bleiben. So werden Oberbürgermeister und Wirtschaftsförderer bei der Eröffnung der neuen Air-Media-Anlage im November 2023 erneut bei Johns Manville zu Gast sein.

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