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09.08.2021

Mainfähre offiziell übergeben

Auf baden-württembergischer wie auf bayerischer Seite hat man sich 2020 Sorgen um den Fortbestand der Mainfähre zwischen Mondfeld und Stadtprozelten gemacht. Sie war als Familienbetrieb wirtschaftlich nicht mehr tragfähig. Dank einer grenzüberschreitenden und interkommunalen Initiative konnte ihr Erhalt gesichert werden: Zum 1. November 2020 ist die Mainfähre in den Besitz des Zweckverbands Mainhafen und Fähre Wertheim übergegangen. Die offizielle Übergabe, die eigentlich für Dezember geplant war, konnte nun nachgeholt werden.

Die Familie Hörnig hat die Mainfähre bereits seit 1887 betrieben. Doch steigende Kosten für Wartung, Treibstoff, Versicherungen, Sicherheitsprüfungen und Personal belasteten das kleine Unternehmen zunehmend. Der Eintritt des Fährbetreibers Bruno Hörnig in den Ruhestand und notwendige Investitionen machten also eine Entscheidung über die Zukunft erforderlich. Jens Hörnig, Sohn des Betreibers, schrieb deswegen einen Brief an Mondfelds Ortsvorsteher Eberhard Roth, der das Schreiben an Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez und die Stadtverwaltung weiterleitete.

Die Aussichten auf eine Übernahme der Fähre in kommunale Hand waren zunächst schlecht. Doch Ortsvorsteher und Ortschaftsrat sowie die Betreiberfamilie ließen nicht locker und betonten die Bedeutung der Fähre für die beiden Städte, aber auch für die ganze Region: „Manchmal darf man sich mit schnellen Antworten nicht zufriedengeben, sondern muss hartnäckig bleiben“, stellte Oberbürgermeister und Vorsitzender des Zweckverbands Mainhafen und Fähre Markus Herrera Torrez fest und lobte ihr Engagement.

Die Stadt hat sich also abermals mit dem Thema Mainfähre auseinandergesetzt, das Referat Wirtschaftsförderung kam ins Spiel. Gemeinsam mit der Familie Hörnig erarbeitete Ulrike Müller ein Betriebskonzept. „Frau Müller hat sich hier einen hervorragenden Namen gemacht“, bemerkte der Oberbürgermeister anerkennend.

„Dann war klar: Wir wollen die Fähre retten, aber das können wir nicht alleine“, erklärte der Oberbürgermeister. Das Defizit für die Stadt wäre zu groß gewesen. Da jedoch auch Stadtprozelten und die beiden Landkreise Main-Tauber und Miltenberg von der Mainfähre profitieren, regte die Stadt Wertheim eine Kooperation an – und das mit Erfolg: Die beiden Gemeinderäte der Städte Wertheim und Stadtprozelten, aber auch die Kreistage stimmten dem Betriebskonzept einstimmig zu, freute sich der Oberbürgermeister.

 „Die Fähre ist eine ganz wichtige Verkehrsverbindung, die wir brauchen – sowohl für den Tourismus als auch für den Alltagsverkehr“, erläuterte Miltenbergs Landrat Jens Marco Scherf. Christoph Schauder, Landrat des Main-Tauber-Kreises, schloss sich dem an und betonte außerdem die gute Zusammenarbeit über Stadt- und Landesgrenzen hinweg: „Denn in vielen Bereichen kommt man nur gemeinsam voran – und die Fähre ist hier ein gutes Beispiel.“

Für Stadtprozeltens Bürgermeister Rainer Kroth war die Rettung der Fähre „eine Herzensangelegenheit“ – immerhin ist er persönlich eng mit der Fähre verbunden, da sein Großvater in die Familie Hörnig eingeheiratet hatte. „Die Fähre verbindet nicht nur zwei Ufer, sondern auch Menschen und Schicksale“, erklärte er und wünschte der Fähre für die Zukunft „immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und allzeit gute Fahrt.“

Dass die Fähre auch zum Umwelt- und Klimaschutz beiträgt, legte Ortsvorsteher Eberhard Roth dar – immerhin können Verkehrsteilnehmer 20 Kilometer an Weg einsparen. „Land auf, Land ab gibt es – bestärkt durch die Katastrophe im Ahrtal – nur ein Thema: Klimawandel und Umweltschutz. Gerade deshalb war die Übernahme der Fähre ein Muss für die beteiligten Stellen“, ergänzte er.

Und viele Verkehrsteilnehmer nutzen diese klimafreundliche Abkürzung über das Wasser: Gemeinsam mit dem 40.000. Fahrgast im Jahr 2021 setzten die Anwesenden von Mondfeld nach Stadtprozelten über. Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez übergab eine kleine Aufmerksamkeit an Jubiläumsfahrgast Dominik Winkler, der an diesem Tag bereits zum sechsten Mal mit seinem Lastwagen den Main überquerte.

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