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10.02.2020

"Multiresistente Erreger" / Teil 5 von 6: Übermäßiges Desinfizieren tötet auch nützliche Keime ab

An Orten, an denen Menschen zusammenleben, können Krankheitserreger leicht übertragen werden. Dennoch sollten gesunde Menschen in ihrer häuslichen Umgebung nicht gleich zum Desinfektionsmittel greifen. Durch übermäßiges Desinfizieren werden auch die nützlichen und gesunden Keime abgetötet. „Wir brauchen diese Keime, um unsere eigene individuelle Flora zu bilden und unser Immunsystem gegen Krankheitserreger zu stärken“, erklärt Klaus Hartleb, Hygienefachkraft der Rotkreuzklinik Wertheim und Mitglied des MRE-Netzwerks Main-Tauber-Kreis. Die Mitglieder des MRE-Netzwerks Main-Tauber-Kreis berichten in dieser Serie über das, was jeder über MRE wissen sollte. Heute geht es um Hygiene im eigenen Zuhause.

Der menschliche Körper trägt mehr Keime in und an sich als er Körperzellen hat. Einige dieser Keime können Krankheiten verursachen. Rund 90 Prozent der Keime werden durch die Hände aufgenommen und übertragen. Deshalb ist im häuslichen Umfeld das Händewaschen enorm wichtig. Das bedeutet jedoch nicht, dass ständiges Händewaschen gut ist. Ganz im Gegenteil, es kann der Haut auch schaden. Besonders wichtig ist, die Hände vor dem Umgang mit Lebensmitteln, vor dem Essen, nach dem Toilettengang, nach dem Kontakt mit stark beanspruchten Gegenständen (zum Beispiel Einkaufswagen) oder nach Kontakt mit erkrankten Personen gründlich zu waschen.

Bezüglich der Hygiene in Küchen spielt neben der Reinigung der Arbeitsflächen die Lagerung der Lebensmittel eine wichtige Rolle. Auch Keime auf der Haut können bei unsachgemäßem Umgang mit Fleisch, Wurst, Fisch, Salaten, Rohmilchprodukten und Eiern zu ernsthaften Erkrankungen führen. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft tummeln sich im Kühlschrank mehr Erreger als auf Türklinken oder WC-Brillen. Wie kann das sein? Hauptgrund ist oftmals eine zu hohe Temperatur. Dazu kommt, dass mit jedem Lebensmittel oder jeder Verpackung die unterschiedlichsten Keime hineingetragen werden. Im Kühlschrank werden diese nicht abgetötet, lediglich die Vermehrung wird verhindert oder verlangsamt.

Eine große Rolle in der Hygiene zu Hause spielen Putztücher. Spülschwämme oder -lappen sind wahre Keimschleudern. Sie bieten optimale Voraussetzungen für eine Vermehrung der Keime. Sie sind feucht, es sind Essensreste darin enthalten, und sie beherbergen viele unterschiedliche Arten von Keimen. Deshalb sollten Mehrwegprodukte bei 60 Grad Celsius gewaschen und Einmalprodukte nach zwei bis drei Tagen im Hausmüll entsorgt werden.

In allen geschlossenen Räumen kann die Zahl der Krankheitserreger steigen. Regelmäßiges Lüften verringert die Zahl der erregerhaltigen Tröpfchen und senkt somit das Ansteckungsrisiko. Speziell zur Grippezeit ist das regelmäßige Stoßlüften wichtig.

Generell gibt es Ausnahmen, bei denen man doch zu einem Desinfektionsmittel greifen sollte. Dies gilt zum Beispiel, wenn eine Person im Haushalt lebt, die unter einer Durchfallerkrankung oder Grippe (Influenza) leidet. Durchfall- und Grippeerkrankungen sind hoch ansteckend. Bei diesen Erkrankungen sollte die betroffene Person, wenn möglich, eine separate Toilette benutzen. Zudem werden ein Händedesinfektionsmittel und ein Flächendesinfektionsmittel aus der Apotheke empfohlen. Da es unterschiedliche Wirkungsbereiche gibt, ist eine fachliche Beratung sinnvoll. Diese Vorsichtsmaßnahmen sollten insbesondere bei Personen mit bereits geschwächtem Immunsystem beachtet werden.

Wer nach längerer Zeit wieder nach Hause kommt, sollte nach der Rückkehr alle Wasserhähne mit heißen Wasser durchspülen. In stehenden Wasserleitungen können sich Keime vermehren. Durch diese Maßnahme werden die Keime herausgespült.

Zehn Regeln für Hygiene daheim:

  1. Hände waschen: vor dem Umgang mit Lebensmitteln und dem Essen, nach dem Toilettengang sowie nach Kontakt mit erkrankten Personen oder stark beanspruchten Gegenständen.
  2. Fleisch bei mindestens 70 Grad Celsius Kerntemperatur für möglichst zehn Minuten durchgaren.
  3. Schneidebretter mit tiefen Furchen entsorgen.
  4. Die Temperatur des Kühlschranks sollte nicht über sechs Grad Celsius liegen.
  5. Den Kühlschrank regelmäßig gründlich reinigen (zum Beispiel mit Essigwasser)
  6. Gemüse und Obst sowie gekochtes und rohes Essen getrennt lagern.
  7. Verschiedene Lappen (Küche, Bad, WC) verwenden und alle zwei bis drei Tage wechseln.
  8. Desinfektionsmittel in der Apotheke nach ausführlicher Beratung kaufen.
  9. In geschlossenen Räumen regelmäßig stoßlüften.
  10. Wasserhähne regelmäßig mit heißem Wasser durchspülen.

ÜBER DIE SERIE

Das MRE-Netzwerk Main-Tauber-Kreis möchte mit dieser Serie einen Beitrag zu mehr Wissen über multiresistente Erreger leisten. In insgesamt sechs Teilen werden wichtige Informationen über Multiresistente Erreger kurz zusammengefasst. Im nächsten Teil wird über Krankenhauskeime berichtet. Bei Fragen stehen Ansprechpartner im Gesundheitsamt des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis zur Verfügung, Tel.: 09341/82-5579, E-Mail: gesundheitsamt@main-tauber-kreis.de. Weitere Informationen und Merkblätter stehen unter www.main-tauber-kreis.de/gesundheitskonferenz zum Download bereit.

Autor/in: Klaus Hartleb

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