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24.01.2022

Rebound-Effekt: Die kleinen Hürden beim Energiesparen

Das Licht brennt beim kurzen Verlassen des Zimmers, weil die neue LED-Lampe ohnehin kaum Strom verbraucht? Man macht sich kaum noch Gedanken über das Energie sparen, da die eigenen vier Wände energetisch saniert sind und die modernste Stromspartechnik verbaut ist? Dies sind Anzeichen für den Rebound-Effekt. Gemeinsam mit der Energieberatung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erklärt die Energieagentur Main-Tauber-Kreis den Rebound-Effekt und gibt Hinweise, wie man diesem entgegenwirken kann.

Der Rebound-Effekt beschreibt das Phänomen, dass einzelne Energiesparmaßnahmen den gesamten Energieverbrauch eines Haushaltes ansteigen lassen können. Grund dafür ist das eigene Verhalten, das sich durch die Kostenersparnis verändert. Dabei unterscheidet sich der direkte vom indirekten Rebound-Effekt.

Erhöht man nach einem Heizungstausch die Temperatur von vorher durchschnittlich 20 Grad Celsius auf nun 22 Grad, ist vom direkten Rebound-Effekt die Rede. Die eingesparte Energie der neuen, effizienten Heizung wird durch die erhöhte Raumtemperatur zum Teil wieder aufgezehrt. Das führt dazu, dass der Verbrauch steigt, weil die Kosten sinken.

Der indirekte Rebound-Effekt tritt dann ein, wenn die gesparten Heizkosten beispielsweise in einen Zweitfernseher investiert werden. Die Effizienz an der einen Stelle führt anderorts zur Anschaffung und Nutzung von Geräten, die ebenfalls Energie verbrauchen.

Der Rebound-Effekt ist demnach der Anteil des theoretischen Einsparpotenzials einer Effizienzmaßnahme, der durch das eigene Verhalten nicht eingespart wird. Durchschnittlich beträgt dieser Effekt fünf bis 30 Prozent.

Der Umfang des Rebound-Effekts wird unterschiedlich beziffert. Er hängt stark von der zugrundeliegenden Methodik ab. Das Umweltbundesamt schätzt, dass der direkte Rebound-Effekt beim Heizen bis zu 30 Prozent betragen kann. Bei der Beleuchtung kann er mit 20 Prozent zu Buche schlagen. Werden indirekte Rebound-Effekte miteinbezogen, wird ein noch größerer Anteil der eingesparten Energie aufgezehrt.

Jürgen Muhler, Energieberater der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg und Geschäftsführer der Energieagentur Main-Tauber-Kreis, erklärt den Rebound-Effekt am Beispiel einer Heizung: Belaufen sich die jährlichen Heizkosten einer alten Ölheizung auf 12,30 Euro pro Quadratmeter, liegen die Kosten bei gleichem Heizverhalten mit Holz-Pellets bei 8,00 Euro. Die Heizkosten könnten mit einer Holz-Pellet-Heizung theoretisch um circa ein Drittel reduziert werden. Erhöht man bei der neuen Pelletheizung die Raumtemperatur jedoch von 20 auf 24 Grad Celsius, da der Brennstoff nun viel günstiger ist, greift der Rebound-Effekt. Der Verbrauch steigt damit um fast 25 Prozent.

Im Verkehr wiederum werden etwa 20 Prozent der durch effizientere Technik erreichten Einsparungen durch den Rebound-Effekt kompensiert. Hier äußert er sich in größeren Fahrzeugen sowie weiteren Strecken, die mit dem Auto zurückgelegt werden.

Verschiedene Studien gehen davon aus, dass die Nutzbarkeit von theoretischen Energiekennwerten zur Vorhersage von Energieverbrauch und CO²-Einsparung überschätzt wird. Gleichzeitig fällt das Potenzial des Nutzerverhaltens beim Energie- und Ressourcensparen deutlich höher aus als bisher angenommen.

Um Rebound zu vermeiden, ist es wichtig, auf das eigene Verhalten zu achten. Neue Technologien sparen nur Energie ein, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher diese mindestens genauso sparsam einsetzen wie die vorherige.

Eine individuell eingestellte Raumtemperatur kann beispielsweise zu sparsamen Verhalten beitragen. Wenn das Zimmer länger nicht genutzt wird, sollte das Thermostat heruntergeregelt werden.

Es sollte zudem geprüft werden, ob die Temperatur generell oder in einzelnen Räumen reduziert werden kann. Als optimale Innentemperatur gelten 20 Grad Celsius. Jedes weitere Grad erhöht die Heizkosten um etwa sechs Prozent.

Geräte sollten komplett ausgeschaltet werden, statt sie im Stand-by-Modus laufen zu lassen. Bei ausschaltbaren Steckerleiste können mit einem Klick gleich mehrere Geräte vom Strom entfernt werden.

Ältere Kühl- und Gefrierschränke sollten regelmäßig abgetaut werden. Neue Geräte machen das häufig bereits automatisch.

Wenn möglich, sollten beim Wäschewaschen und beim Geschirrspüler Sparprogramme genutzt werden.

Bei Fragen zum Energiesparen und Rebound-Effekt hilft die Energieberatung der Verbraucherzentrale mit ihrem umfangreichen Angebot weiter. Die Beratung findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch statt. Die Energieberaterinnen und Energieberater der Verbraucherzentrale beraten anbieterunabhängig und individuell. Weitere Informationen gibt es bei der Verbraucherzentrale unter www.verbraucherzentrale-energieberatung.de sowie kostenfrei unter 0800/809802400 oder direkt bei der Energieagentur Main-Tauber-Kreis unter 09341/82-5813. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. 

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